Hast du gewusst, dass Akupunktur in bestimmten Fällen von den Krankenkassen übernommen wird? Als ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin findet Akupunktur mittlerweile auch in westlich-geprägten Kulturen als ergänzende Therapieform Anerkennung. Dabei ist die Akupunktur nur eine von fünf Säulen, auf der die TCM basiert. Erfahre was die ganzheitliche Heilkunst ausmacht, wo sie Anwendung findet und wie eine TCM Behandlung abläuft.
Die Traditionelle Chinesische Medizin, kurz TCM, ist eine ganzheitliche Heilkunde, die ihren Ursprung vor mehr als 2000 Jahren im ostasiatischen Raum hat. Sie erfreut sich doch seit einigen Jahrzehnten auch in den westlichen Ländern immer mehr Beliebtheit und wird heute gerne ergänzend zur Schulmedizin oder zur Vorbeugung angewendet.
Die TCM ruht auf dem philosophischen Grundsatz, dass alles Natürliche – von der Pflanze bis hin zum menschlichen Körper – von einer Lebensenergie, dem Qi, beherrscht wird. Das Qi ist eine Art kosmische Energie, die als Quelle der Bewegungen gilt. Diese Lebensenergie fließt mittels sogenannter Meridiane, also Leitbahnen, durch jeden Organismus. Wird der Fluss dieser Energie gestört, entsteht ein Ungleichgewicht und der Organismus erkrankt.
Behandlungen nach TCM dienen dazu, die Störung des Energie-Flows ausfindig zu machen und ihn zu rehabilitieren, um so die Kräfte im Körper auszugleichen und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.
Anwendungsgebiete der TCM?
Prinzipiell können Behandlungen nach TCM bei diversen Beschwerden und Erkrankungen eingesetzt werden – mit Ausnahme von u.a. Erbkrankheiten, akuten Notfällen, oder Fällen, die einer Operation bedürfen.
Besonders in den westlichen Ländern findet die TCM jedoch nicht nur bei der Behandlung von Beschwerden Anwendung, sondern auch zur Gesundheitsprävention. Oft werden TCM-Therapien als Ergänzung zu medizinischen Behandlungen in Anspruch genommen.
Wie läuft eine Untersuchung in der TCM ab?
Wie viele ergänzende Heilpraktiken ist auch die TCM ganzheitlich. D.h. bei einer TCM-Anamnese werden der gesamte Körper und Geist des Patienten untersucht.
Beim Patientengespräch werden neben Ort, Art und Dauer der Beschwerden, sowie Vorerkrankungen auch äußere Einflüsse – wie etwa wetterbedingte Veränderungen, potenzielle Stressfaktoren, oder ganz grundsätzlich die Lebensumstände, Verhaltensweisen und Gewohnheiten unter die Lupe genommen.
Anschließend erfolgt die körperliche Untersuchung, bei der der gesamte Körper untersucht wird. Zentrale Bestandteiler einer TCM-Untersuchung sind vor allem:
- eine Pulsdiagnose,
- eine Zungendiagnose,
- eine Untersuchung der Atem- und Verdauungsgeräusche
- oft auch eine Analyse des Körpergeruchs
Von der Körperhaltung über das Hautbild bis hin zum Zustand von Nägeln und Haaren wird alles näher betrachtet.
Die fünf Säulen der TCM
Eine TCM-Behandlung besteht aus fünf wesentlichen Therapieverfahren, die individuell auf den oder die Patient*in bzw. die Erkrankung zugeschnitten werden können. Im wesentlichen umfasst die Basis chinesischer Heilmethoden folgende Verfahren:
1. Chinesische Arzneimitteltherapie (CAT)
Bei der Chinesische Arzneimitteltherapie, kurz CAT, werden individuell zusammengestellte Rezepturen auf Heilpflanzenbasis angewendet. Aus verschiedenen Blättern, Blüten, Rinden, Wurzeln und anderen pflanzlichen Bestandteilen werden meistens Tees und Sude, manchmal auch Extrakte und Pulver, hergestellt, die über einen bestimmten Zeitraum – und oft auch zu bestimmten Tageszeiten eingenommen werden. Bei der Wahl des entsprechenden Heilmittels spielt nicht nur die Temperatur des Arzneimittels eine wichtige Rolle, sondern auch Geschmacksrichtungen.
2. Akupunktur und Moxibustion
Mithilfe von Akupunktur soll der Fluss des Qi beeinflusst werden. Je nach Beschwerden werden an bestimmten Körperstellen auf den Meridianen feine Akupunkturnadeln aus Stahl in die Haut gesteckt, sodass die entsprechende Störung der Lebensenergie aufgelöst wird.
Naturwissenschaftler gehen davon aus, dass der Körper durch die Stimulation der Nadeln Endorphine, Kortison und andere entzündungshemmende Substanzen ausstößt und eine Akupunkturtherapie vor allem spezifische Effekte erzielt. Dies geht aus zahlreichen klinischen Studien der letzten Jahre hervor.
Häufig, aber nicht ausschließlich, findet die Akupunktur als Therapie bei chronischen Schmerzen Anwendung. Bei der Akupunkturbehandlung sollte der Patient sitzen oder liegen sich für die Dauer der Behandlung entspannen.
Ähnlich wie bei der Akupunktur werden bei der Moxibustion bestimmte Körperstellen auf den Meridianen mit Hilfe von getrocknetem Beifußkraut erwärmt. Durch die gezielte Wärmeanwendung soll der Energie-Flow des Qi angeregt werden.
3. Massage (Tuina)
Die Tuina ist eine chinesische Heilmassagetechnik, die neben Muskeln, auch Sehnen, Bänder und Gelenke behandelt. Wie auch bei der Akupunktur sollen bei der Tuina durch spezielle Griffe und Massagetechniken an bestimmten Körperstellen Energiestörungen gelöst werden.
4. Bewegungsabläufe und Koordinationsübungen (Qigong und Taiji)
Ähnlich wie beim Yoga soll bei Qigong und Taiji mit Hilfe spezieller Bewegungsabläufe, sowie Koordinations-, Atem- und Meditationsübungen die innere Harmonie wiederhergestellt oder erhalten werden. Es soll sich reinigend und stärkend auf Körper und Geist auswirken und die beiden in Einklang bringen. Durch eine festgelegte Bewegungsabfolge wird der Flow des Qi angeregt und Spannungen oder Störungen werden gelöst.
5. Chinesische Ernährungslehre
Die TCM-Ernährungslehre richtet sich nach einem fünf-Elemente-Prinzip mit dem Ziel ein Gleichgewicht herzustellen, sodass das Qi ungehindert durch den Körper fließen kann. Ähnlich wie in der ayurvedischen Ernährungslehre werden Nahrungsmitteln bestimmte Heilwirkungen auf die Lebensenergie zugesprochen.
Je nach Geschmacksrichtung sollen sich die Nahrungsmittel auf verschiedene Organe auswirken können, wobei jedes der fünf Elemente für eine Geschmacksrichtung steht.
- Das Element Erde steht für süße Nahrungsmittel und soll sich besonders auf Magen und Milz auswirken.
- Das Element Wasser steht für salzige Nahrungsmittel und soll vor allem auf Blase und Niere einwirken.
- Das Element Feuer steht für Bitteres und soll Auswirkungen auf Herz und Dünndarm haben.
- Das Element Holz steht für Saures und soll sich auf Gallenblase und Leber auswirken.
- Das Element Metall steht für scharfe Lebensmittel, die sich auf Lunge und Dickdarm auswirken sollen.
Wie auch bei der CAT ist die Temperatur und die Zubereitung der Lebensmittel maßgebend für ihre Wirkung.
Wer darf TCM praktizieren?
Im deutschsprachigen Raum (und anderen westlich-geprägten Ländern) ist vor allem die Akupunktur ein weitverbreitetes Therapieverfahren, das von vielen Ärzten, Therapeuten und Heilpraktikern angeboten wird. Dazu ist eine Ausbildung, z. B. von der „Deutsche Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin“ notwendig. Für Mediziner gelten bestimmte Richtlinien für die Zusatz-Weiterbildung Akupunktur.
Auch für die anderen Therapieverfahren der TCM stehen, je nach Vorkenntnis, bestimmte Aus-, Fort- oder Weiterbildungen zur Verfügung. Auch Angehörige nicht-ärztlicher Berufsgruppen, wie Ernährungsberater, Massagetherapeuten oder Trainer können sich in Teilgebieten der TCM ausbilden.
Wer zahlt eine TCM-Behandlung?
Mit Ausnahme von Akupunkturtherapien zur Behandlung von chronischen Schmerzen im Kniegelenk und im Bereich der Lendenwirbelsäule, werden Heilpraktiken der TCM bislang nicht oder nur teilweise von gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Je nach Krankenkasse werden auch Qigong- oder Taiji-Kurse unterstützt.
Für eine Akupunkturtherapie muss die behandelnde Ärztin oder der Arzt eine entsprechende Ausbildung absolviert haben, damit sie für die o.g. Fälle von der Krankenkasse übernommen werden.
Für Privatversicherte werden TCM Leistungen dann erstattet, wenn mit medizinischen Behandlungen bislang kein Therapieerfolg erzielt werden konnte.