Seit jeher werden Heilpflanzen bei medizinischen Problemen verwendet. Sogar Tiere wie beispielsweise Schafe oder Schmetterlinge nutzen instinktiv Heilpflanzen. Doch obwohl die grünen Helfer viel können und oftmals als Vorbild für moderne Medikamente fungiert haben, werden sie heutzutage nur von den wenigsten direkt verwendet. Dabei ist es gar nicht so schwer, Heilpflanzen selbst anzubauen und bei kleineren Beschwerden richtig einzusetzen.
Gegen (fast) alles ist ein Kraut gewachsen
Etwa 3.000 verschiedene Heilpflanzen sind mittlerweile bekannt. Ihre heilende Wirkung ist vielfach belegt. Heilpflanzen beinhalten nicht nur einen Wirkstoff, sondern bieten oft einen Mix aus verschiedenen Stoffen wie z. B. Vitaminen, Antioxidantien und speziellen sekundären Pflanzenstoffen. So können sie auf mehreren Ebenen wirken.
Eher selten wird eine Heilpflanze als Ganzes verwendet, meist werden einzelne Teile wie Wurzeln, Blätter oder Blüten genutzt. In einigen Fällen werden auch gezielt bestimmte Inhaltsstoffe aus den Pflanzen isoliert, beispielsweise durch Kaltwasserauszug. Dabei übergießt man Pflanzenteile mit kaltem Wasser und lässt sie für mehrere Stunden stehen.
6 Heilpflanzen für Einsteiger
Viele Heilpflanzen sind nicht nur hierzulande heimisch, sondern lassen sich auch gut im eigenen Garten, auf dem Balkon oder sogar auf der Fensterbank anbauen. Damit Heilkräuter optimal gedeihen können, sind die richtigen Boden- und Lichtverhältnisse von entscheidender Bedeutung.
1. Kamille
Kamille hat eine entzündungshemmende, antibakterielle und beruhigende Wirkung. Dementsprechend kann sie bei unterschiedlichen Formen von Entzündungen unterstützend helfen, etwa bei Augenentzündungen oder bei Sonnenbrand. Kamillentee ist ein Klassiker bei Magen-Darm-Problemen, Inhalieren mit Kamille lindert Erkältungsbeschwerden. Die Kamille mag es sonnig und mäßig feucht, und ist ansonsten relativ pflegeleicht.
2. Salbei
Salbei gilt als besonders vielseitiges Heilkraut, das unter anderem bei Halsschmerzen, Insektenstichen und Magenbeschwerden hilft. Tee aus Salbei bzw. das Kauen von Salbeiblättern kann Entzündungen in Mund und Rachen lindern. In Form von Auflagen kann Salbei die Wundheilung beschleunigen. Zudem hat er eine schweißhemmende Wirkung. Als mediterranes Kraut liebt Salbei die Sonne und bevorzugt einen trockenen Standort mit eher sandigem Boden.
3. Thymian
Thymian enthält viele ätherische Öle sowie Gerb- und Bitterstoffe mit heilsamen Wirkungen. Er ist hustenstillend, schleim- und krampflösend, und findet z. B. bei Asthma und Bronchitis Anwendung. Außerdem kann er bei Verdauungsstörungen eingesetzt werden. Thymian mag es sonnig und windgeschützt. Der Boden sollte trocken und locker sein, und nach Möglichkeit auch kalkhaltig. Thymian wächst aber auch gut im Topf auf der Fensterbank!
4. Lavendel
Mit seinen duftenden violetten Blüten ist Lavendel optisch und olfaktorisch besonders ansprechend. Das ätherische Öl aus den Blüten und Blättern kann bei Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche helfen. Lavendeltee hat antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften und lindert damit Verdauungsbeschwerden wie beispielsweise Blähungen und Völlegefühle. Er gedeiht gut auf kiesigen und sandigen Böden und mag es trocken, sonnig und warm.
5. Rosmarin
Rosmarin wirkt entzündungshemmend und schmerzstillend. Darüber hinaus fördert es den Appetit. Rosmarin kann aber auch Magenkrämpfe und Erkältungsbeschwerden lindern. Auch bei Erschöpfung und Bluthochdruck leistet die zartgrüne Pflanze gute Dienste. Rosmarin wächst gut an sonnigen Standorten auf steinigen bis lehmigen Böden.
6. Johanniskraut
Johanniskraut wird eine beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben. Dementsprechend kommt es bei Depressionen, Angst- und Schlafstörungen zum Einsatz. Öl aus Johanniskraut kann zur Behandlung kleinerer Wunden und leichter Verbrennungen sowie bei Neurodermitis verwendet werden. Johanniskraut bevorzugt einen feuchten und nährstoffreichen Boden an einem sonnigen bis halbschattigen Standort.
Vorsicht vor Neben- und Wechselwirkungen!
Wie alle Medikamente haben auch Heilpflanzen Nebenwirkungen. Diese treten oftmals (jedoch nicht immer) in Form von positiven Zusatzwirkungen auf. Darüber hinaus können Heilpflanzen mit anderen Pflanzen sowie mit schulmedizinischen Medikamenten in Wechselwirkung treten. So kann z. B. Johanniskraut die Wirkung der Antibabypille abschwächen. Wenn du mehrere Mittel gleichzeitig einnimmst, solltest du daher deinen Arzt oder Apotheker konsultieren.
Heilpflanzen als Ergänzung
Heilpflanzen können eine enorme Wirkkraft entfalten, ob als Monotherapie (bei leichteren Beschwerden) oder als begleitende Therapie. Alle medizinischen Probleme können sie jedoch nicht lösen. Wenn du dir unsicher bist, ob eine Heilpflanze ausreicht oder nicht bzw. wie genau sie wirkt, solltest du den Rat eines Arztes einholen.