Wenn es draußen kalt ist, versucht unser Körper, dagegen zu steuern. Er lässt das Blut zur Körpermitte und zu den lebenswichtigen Organen fließen, um diese warm zu halten. Dadurch kann sich die Durchblutung deiner Hände und Füße so verändern, dass sie sich kalt anfühlen. Die Blutgefäße in den Händen und Füßen verengen sich dann und verhindern so einen Wärmeverlust aus dem Körperinneren.
Ist es normal, ständig kalte Füße und Hände zu haben?
Manche Menschen neigen von Natur aus zu frostigen Fingern und Zehen, ohne dass eine Grunderkrankung vorliegt. Frauen sind eher betroffen als Männer. Sie haben in der Regel weniger wärmeerzeugende Muskelmasse und dünnere Haut als Männer. Oft ist ihr Blutdruck auch niedriger.
Es gibt Hinweise darauf, dass sich Menschen bis zu einem gewissen Grad an Kälte anpassen können, wenn sie ihr immer wieder ausgesetzt sind. Das macht sich zum Beispiel bei kanadischen Fischern bemerkbar, die auch bei extremer Kälte ohne Handschuhe draußen arbeiten können – ohne an schmerzhaften Durchblutungsstörungen zu leiden.
Gelegentlich kalte Hände und Füße sind ganz normal. Wenn das Problem bei kalten Temperaturen bei dir auftritt und dich stört, solltest du deine Hände und Füße zusätzlich schützen.
Kalte Füße und Hände: medizinische Ursachen
Die einfachste Erklärung ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf kalte Außentemperaturen im Herbst und Winter. Auch nasse Hände und Füße frieren schnell, weil sich durch die Verdunstung Gefäße zusammenziehen. Daneben gibt es einige gesundheitliche Ursachen, die zu kalten Extremitäten führen können.
1. Lebensstil
Die häufigste gesundheitliche Ursache für kalte Hände und Füße sind Durchblutungsstörungen. Bestimmte Lebensstilfaktoren können sich auf die Beschaffenheit der Blutgefäße, die Herz-Kreislauftätigkeit und den Blutfluss auswirken.
Faktoren, die eine Rolle spielen können:
- Rauchen kann zu verengten Gefäßen und damit zu kalten Fingern und Zehen führen.
- Bewegungsmangel: Durch Bewegung wird die Durchblutung angekurbelt. Zu wenig Bewegung kann für eine höhere Kälteempfindlichkeit sorgen.
- Schlafmangel: Zu wenig Schlaf kann dazu führen, dass der Körper seine Temperatur nicht mehr richtig regulieren kann.
- Stress und Ängste: Psychische Belastungen wie Stress können dafür sorgen, dass wir frieren, ohne dass uns kalt ist.
2. Niedriger Blutdruck
Damit das Blut gleichmäßig durch den ganzen Körper fließen kann, braucht es einen ausreichenden Blutdruck, ein kräftiges Herz und intakte Gefäße. Ist der Blutdruck zu niedrig, werden bestimmte Körperteile weniger durchblutet. Ärztinnen und Ärzte sprechen von einem niedrigen Blutdruck, wenn die Werte unter 100 zu 60 mmHg sinken. Niedrige Werte können dazu führen, dass wir in den Fingern und Füßen Kälte verspüren.
Bei niedrigem Blutdruck kann es hilfreich sein,
- den Kreislauf in Schwung zu bringen (durch Bewegung),
- ausreichend zu trinken,
- mehr Salz zu essen, um das Blutvolumen zu erhöhen und
- gegebenenfalls Stützstrümpfe zu tragen.
3. Schilddrüsenunterfunktion
Wenn du von einer Unterfunktion der Schilddrüse betroffen bist, kann es sein, dass du mehr frierst als andere. Durch eine Schilddrüsenunterfunktion wird u.a. der Stoffwechsel beeinträchtigt. Da der Stoffwechsel sowohl den Herzschlag verlangsamt als auch die Körpertemperatur reguliert, kann eine Schilddrüsenunterfunktion zu einer verminderten Durchblutung und kälteren Füßen beitragen.
4. Arteriosklerose
Eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) ist eine häufige Ursache für Durchblutungsstörungen. Dabei lagern sich an den Wänden der Arterien, die das Blut vom Herzen in den Rest des Körpers transportieren, Feststoffe ab. Mit der Zeit können diese Ablagerungen die Blutgefäße erheblich verengen.
Risikofaktoren für eine Arteriosklerose sind:
- Ein erhöhter Cholesterinspiegel: Wenn zu viel Cholesterin im Blut zirkuliert, können Fetttröpfchen die Blutgefäße verstopfen. Hier findest du Tipps für einen gesunden Cholesterinspiegel.
- Diabetes mellitus: Bei einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel kann es zu Gefäßverengungen kommen.
- Bluthochdruck: Ein hoher Blutdruck kann große und kleine Blutgefäße schädigen. Dadurch kommt es zu Arterienverkalkung.
- Rauchen
5. Raynaud-Syndrom
Das Raynaud-Syndrom ist eine Erkrankung, bei der sich die Finger kalt und taub anfühlen und schmerzen können. Auslöser können Kälte, aber auch Stress sein. Die Durchblutungsstörungen entstehen durch eine Verengung der Gefäße in den Händen oder Füßen, wodurch das Blut nicht mehr normal zirkulieren kann. Die Finger und Hände werden kalt, blass und verfärben sich bläulich oder rot – bei einigen Betroffenen auch Füße, Ohrläppchen und Nase.
Das Raynaud-Syndrom kann auch infolge von Autoimmunerkrankungen (z. B. entzündliches Rheuma) auftreten.
Bei starken Beschwerden kann das Raynaud-Syndrom mit Medikamenten behandelt werden, die die Blutgefäße weiten und die Blutzirkulation verbessern. Jedoch brauchen nicht alle Betroffenen eine medikamentöse Therapie. Falls du den Verdacht hast, vom Raynaud-Syndrom betroffen zu sein, wende dich an eine Ärztin oder einen Arzt.
6. Medikamente
Einige Arzneimittel können dafür sorgen, dass sich die Gefäße verengen und die Hände und Füße weniger durchblutet sind. Dazu zählen
- Betablocker, die gegen Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen verschrieben werden,
- die Anti-Baby-Pille
- trizyklische Antidepressiva
- Medikamente, die im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt werden
Sprich auf jeden Fall mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, wenn du das Gefühl hast, dass du ein verordnetes Medikament nicht gut verträgst.
Was hilft bei kalten Füßen und Händen?
Die Behandlung der Beschwerden richtet sich danach, was die Ursache ist. Wenn du aufgrund einer Erkrankung Durchblutungsstörungen hast, wird deine Ärztin oder dein Arzt dich dabei unterstützen, diese in den Griff zu bekommen. Wenn du einfach häufig an den Händen und Füßen frierst, können dir die folgenden Tipps helfen.
Gut einpacken
Wenn du weißt, dass du an Händen, Füßen und vielleicht auch Ohren leicht frierst, solltest du diese entsprechend vor Kälte schützen.
- Hab bei kaltem Wetter eine warme Mütze, einen Schal und Handschuhe dabei.
- Trage mehrere Schichten und keine enge Kleidung, um einem Wärmeverlust vorzubeugen.
- Vermeide es, im Regen nasse Füße zu bekommen. Wechsle nasse Schuhe und Socken so schnell wie möglich.
- Zuhause solltest du dicke Socken oder Hausschuhe tragen, damit die Füße schön warm bleiben.
Mehr Bewegung in den Alltag bringen
Bewege dich täglich, um deine Durchblutung anzuregen.
- Geh zu Fuß statt eine Haltestelle mit dem Bus zu fahren oder mache zwischendurch einen Spaziergang.
- Wenn du viel im Sitzen arbeitest: Stehe alle halbe Stunde auf, um dich zu strecken oder eine Runde umher zu gehen. Schlage die Beine nicht übereinander, damit die Durchblutung nicht gestört wird.
- Versuch es zwischendurch mit Hampelmännern, um deinen Kreislauf in Schwung zu bringen und Blut in die fröstelnden Füße und Hände zu pumpen.
Wärmende Rituale pflegen
Neben Bewegung und warmer Kleidung kannst du durch kleine Alltagsrituale deine Durchblutung fördern.
- Kalt-warme Wechselbäder und Wechselduschen regen die Durchblutung an. Das gilt besonders für die Füße und Beine.
- Warme Fußbäder tun nicht nur den Füßen gut, sondern entspannen den ganzen Körper.
- Wenn du draußen spazieren gehst, nimm dir heißen Tee oder Kaffee in einem Thermobecher mit. So hast du auch immer eine Wärmequelle für deine Finger dabei.
Wann sollte ich zum Arzt gehen?
Hast du das Problem mit den kalten Händen und Füßen häufiger und vielleicht noch weitere Symptome wie
- Verfärbungen,
- Kribbeln oder
- Schmerzen in den Fingern und/oder Zehen?
Dann solltest du dich ärztlich untersuchen lassen, um die Ursache für deine Beschwerden abzuklären.