Schilddrüsenprobleme gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Welt. Schätzungsweise 200 Millionen Menschen sind weltweit betroffen. Doch nur die wenigsten wissen, wie die Schilddrüse funktioniert und welche Hormone dabei eine Rolle spielen.
Die Schilddrüse hat die Form eines Schmetterlings. Sie befindet sich im vorderen Teil des Halses und spielt eine wichtige Rolle in unserem Körper. Die von ihr produzierten Hormone tragen zur Regulierung von Stoffwechsel, Wachstum, Energiereserven und Fortpflanzungssystem bei.
Dr. Céline Guyomar ist Allgemeinärztin bei Kry und beantwortet die wichtigsten Fragen zum TSH-Wert.
Was ist TSH und welche Funktion hat der TSH-Wert?
Die Schilddrüse stellt zwei Hormone her - Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) - und gibt sie an das Blut ab. Sie regulieren viele verschiedene Vorgänge im Körper, darunter Energie, Stoffwechsel, Muskelkraft, Appetit, Atmung und Organfunktion.
„Wenn jemand zu wenig oder zu viel von diesen Hormonen im Blut hat, bedeutet dies, dass sie oder er eine Schilddrüsenerkrankung hat", erklärt Dr. Guyomar.
TSH steht für Thyreoidea-stimulierendes Hormon (schilddrüsenstimulierendes Hormon). Es trägt dazu bei, das richtige Gleichgewicht der Schilddrüsenhormone im Blut zu erhalten.
Durch die Ausschüttung von TSH reguliert der Hypophysenvorderlappen im Gehirn den Gehalt an T3 und T4 im Blut. Wenn zu wenig vorhanden ist, setzt er mehr TSH frei und weist die Schilddrüse an, mehr Schilddrüsenhormone zu produzieren. Wenn genug vorhanden ist, wird die TSH-Produktion eingestellt.
Wie und warum verändert sich der TSH-Wert?
Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) haben möglicherweise vermehrt TSH im Blut, weil nicht genug T3 oder T4 vorhanden ist. Um dem entgegenzuwirken, schüttet die Hypophyse im Gehirn mehr TSH aus.
Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) haben möglicherweise zu viel T3 und T4 im Blut haben. Dies hindert das Gehirn daran, TSH zu produzieren und sorgt für niedrige TSH-Werte.
Die Werte können sich auch mit jedem Lebensabschnitt ändern. So steigt der TSH-Spiegel bei Neugeborenen in der Regel kurz nach der Geburt an.
Außerdem ist der TSH-Spiegel in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft niedriger, wenn die zusätzlichen Bedürfnisse des Körpers zu Veränderungen in der Anatomie und Funktion der Schilddrüse führen. Aus diesem Grund werden während der Schwangerschaft TSH-Tests durchgeführt.
Wann sollte ich meinen TSH-Wert messen lassen?
Laut Dr. Guyomar gibt es 5 Hauptgründe, aus denen Ärztinnen und Ärzte den TSH-Wert messen:
- um den Verdacht auf eine Schilddrüsenfunktionsstörung zu prüfen
- um festzustellen, ob eine Anomalie in der Sekretion von Schilddrüsenhormonen von der Schilddrüse oder der Hypophyse ausgeht
- um zu überprüfen, ob die Behandlung einer Schilddrüsenerkrankung anschlägt
- zur Überwachung des Schilddrüsenhormonspiegels während der Schwangerschaft
- zum Neugeborenen-Screening auf angeborene Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse)
Wie messen Ärztinnen und Ärzte den TSH-Wert?
TSH-Werte werden mit einem Bluttest gemessen. Der Normalbereich variiert und liegt zwischen 0,4 und 4 mu/l (Milli-Units pro Liter Blut)
Menschen mit einem hohen TSH-Wert können an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden. In seltenen Fällen kann dies ein Anzeichen für einen Hypophysentumor sein.
Ein niedriger TSH-Wert ist häufig ein Anzeichen für eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Eine zweite Möglichkeit ist ein toxisches Adenom, ein seltener, nicht krebsartiger Tumor.
Wenn die TSH-Werte zu hoch oder zu niedrig sind, werden in der Regel weitere Tests durchgeführt, z. B. die Überprüfung der T3- und T4-Werte, bevor die Ärztin oder der Arzt eine Diagnose stellt.
Möglicherweise wird auch auf andere Schilddrüsen-Antikörper untersucht, darunter: Schilddrüsenperoxidase-Antikörper (TPO), die ein Anzeichen für die Hashimoto-Krankheit oder Morbus Basedow sein können Thyreoglobulin-Antikörper (Tg), die ein Anzeichen für die Hashimoto-Krankheit sein können TSH-Rezeptor, der ein Anzeichen für Morbus Basedow sein kann
Sind Schilddrüsenprobleme vererbbar?
Einige Formen von Schilddrüsenkrebs, wie z. B. medullärer Schilddrüsenkrebs, sind genetisch bedingt, so Dr. Guyomar.
„Es gibt auch eine Form der Vererbung, bei der Mitglieder derselben Familie unterschiedliche Schilddrüsenprobleme haben können", erklärt sie. „Zum Beispiel kann eine Großmutter eine Schilddrüsenüberfunktion und eine Tochter eine Schilddrüsenunterfunktion haben.”
Wann sollte ich mich untersuchen lassen?
Wenn du Symptome einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion hast, solltest du mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen.
Typische Symptome einer Hypothyreose (Unterfunktion) sind:
- Müdigkeit
- Muskelschmerzen
- Gewichtszunahme
- Langsamer Herzschlag
- Empfindlichkeit gegenüber Kälte
Die häufigsten Symptome einer Hyperthyreose (Überfunktion) sind:
- Empfindlichkeit gegenüber Hitze
- Gewichtsabnahme
- Angstzustände
- Reizbarkeit
- Ungewöhnlich schnelle Herzfrequenz
- Schlaflosigkeit
- Kurzatmigkeit
„In beiden Fällen können auch psychische Probleme wie Depressionen vorliegen", so Dr. Guyomar. Auch, wenn du Probleme hast, ein Baby zu bekommen, solltest du eine Schilddrüsenuntersuchung durchführen lassen.