Die Pille: Immer unbeliebter
Einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge geht die Beliebtheit der Pille zurück. Dieser Trend zeigt sich vor allem bei jüngeren Frauen zwischen 18 und 29 Jahren. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Pille ein Hormonpräparat ist, auch die tägliche Einnahme wird oft als nervig empfunden. Manche Frauen müssen auch aus medizinischen Gründen auf die Pille verzichten. Glücklicherweise steht allen, die verhüten möchten, eine Vielzahl hochwirksamer Alternativen zur Verfügung.
Wichtig zu wissen
Bevor wir dir die 6 sichersten Alternativen zur Antibabypille vorstellen, wollen wir dich noch auf einige wichtige Dinge hinweisen:
- Kein Verhütungsmittel ist zu 100 % sicher.
- Frauen über 40 Jahren und Raucherinnen haben ein höheres Risiko für Nebenwirkungen durch hormonelle Verhütungsmittel.
- Die 6 hier vorgestellten Verhütungsmittel schützen nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Bei Bedarf solltest du zusätzlich Kondome bzw. Lecktücher verwenden.
Der Pearl-Index steht für Sicherheit
Wie sicher ein Verhütungsmittel ist wird mit Hilfe des Pearl-Indexes angeben. Beispiel: Wenn 100 Frauen eine Methode 1 Jahr lang nutzen und in dieser Zeit 5 Frauen trotzdem schwanger werden, liegt der Pearl-Index bei 5. Es gilt also: Je niedriger der Index, desto sicherer die Methode. Die Pille hat einen Pearl-Index von 0,1 bis 0,9. Das bedeutet: Von 1.000 Frauen werden zwischen 1 und 9 Frauen im Laufe eines Jahres trotz Verhütung schwanger.
Alternativen zur Pille: Welche Verhütungsmethode soll ich wählen?
Diese Frage lässt sich nur individuell beantworten. Die Antwort hängt z.B. davon ab, wie alt du bist, wie es um deinen Gesundheitszustand bestellt ist und auch davon, wie viel Geld du ausgeben kannst oder willst. Wir stellen dir 6 Optionen vor, die du beim Arzt verschrieben bekommen kannst. Einen umfassenden Überblick über alle Möglichkeiten der Verhütung erhältst du in unserem Überblicksartikel zu Kontrazeptiva.
1. Verhütungspflaster
- Funktionsweise Das kleine Pflaster setzt die Hormone Östrogen und Gestagen frei. (Alle hormonellen Verhütungsmethoden basieren auf Östrogen und/oder Gestagen in synthetischer Form.)
- Anwendung Die Handhabung ist einfach: Das Pflaster wird 3 Mal hintereinander für jeweils 7 Tage auf eine saubere und trockene Hautstelle aufgeklebt. Danach ist 1 Woche Pause. In dieser Zeit setzt gewöhnlich die Blutung ein.
- Vorteile Die Blutung kann durch das Pflaster regelmäßiger eintreten und leichter sowie weniger schmerzhaft sein. Da die Hormone über die Haut in den Blutkreislauf gelangen, wird die Leber weniger belastet als bei der Pille.
- Nachteile Das Pflaster ist auf der Haut sichtbar. Bei einigen Frauen kommt es zu Hautreizungen, Übelkeit, Brustspannen, Kopfschmerzen oder Stimmungsschwankungen. Das Pflaster kann abfallen oder die Frau kann vergessen, es zu wechseln. Wenn dies bemerkt wird, sollte zusätzlich mit Kondomen verhütet werden.
- Pearl-Index 0,72–0,9
2. Verhütungsring
- Funktionsweise Der kleine, flexible Kunststoffring wird in die Vagina gelegt. Dort setzt er Östrogen und Gestagen frei. Die Hormone gelangen über die Scheidenschleimhaut ins Blut und hemmen den Eisprung.
- Anwendung Der Vaginalring wird von der Frau selbst eingesetzt, und zwar für 21 Tage. Danach folgt eine 7-tägige Ringpause, in der es zur Abbruchblutung kommt. Anschließend wird ein neuer Ring eingesetzt. Der Ring ist beim Sex nicht zu spüren.
- Vorteile Der Vaginalring muss nur einmal im Monat eingesetzt werden. Im Gegensatz zur Pille funktioniert er auch dann, wenn die Trägerin an Erbrechen oder Durchfall leidest. Die Blutung kann regelmäßiger, leichter und weniger schmerzhaft ausfallen.
- Nachteile Den Ring hygienisch einzusetzen und zu entfernen bedarf einiger Übung. Es kann zu Entzündungen im Scheidenbereich kommen. Dazu ist das Risiko für ein Blutgerinnsel erhöht. Einige wenige Frauen spüren den Ring als Fremdkörper. Die möglichen Nebenwirkungen entsprechen denen des Verhütungspflasters. Außerdem kann der Ring vergessen werden oder zur Unzeit herausfallen.
- Pearl-Index 0,4–0,65
3. Verhütungsstäbchen
- Funktionsweise Beim Verhütungsstäbchen handelt es sich um ein etwa 4 cm langes Implantat. Der kleine, flexible Stab wird auf der Innenseite des Oberarms unter die Haut gelegt und setzt ausschließlich Gestagen frei.
- Anwendung In einem ambulanten Eingriff wird das Verhütungsstäbchen unter örtlicher Betäubung vom Arzt eingesetzt. Es schützt etwa 3 Jahre lang vor ungewollter Schwangerschaft. Danach muss es vom Arzt entfernt oder gewechselt werden.
- Vorteile Diese Verhütungsmethode ist sehr sicher. Die Gestagen-Dosierung ist niedrig, Östrogen wird gar nicht verabreicht. Die Trägerin eines Verhütungsstäbchens muss sich 3 Jahre lang keine Gedanken um Verhütung machen.
- Nachteile Mit dem Verhütungsstäbchen kann es zu unregelmäßigen Blutungen bzw. Zwischenblutungen und einer verringerten Libido kommen. Auch Übelkeit, Akne, Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen können auftreten.
- Pearl-Index 0,1
4. 3-Monats-Spritze
- Funktionsweise Die Frau erhält eine Injektion mit Gestagen. Dadurch wird der Eisprung unterdrückt und zudem der Gebärmutterhalsschleim undurchlässiger gemacht. Dies erschwert das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter.
- Anwendung Bei einem Arztbesuch wird das Gestagen ins Gesäß gespritzt. Die Wirkung hält etwa 8 bis 13 Wochen an.
- Vorteile Der Name ist Programm: Die Spritze muss nur alle 3 Monate gesetzt werden. Sie ist östrogenfrei. Die Frau muss keinen Fremdkörper in bzw. mit sich tragen. Erbrechen oder Durchfall beeinträchtigen die Zuverlässigkeit der Methode nicht.
- Nachteile Im Gegensatz zu Implantaten kann das durch die Spritze entstandene Gestagen-Depot nicht entfernt werden. Das ist natürlich ungünstig, wenn Nebenwirkungen wie unregelmäßige Blutungen, eine verringerte Libido, Übelkeit, Akne, Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen auftreten. Eine langfristige Anwendung erhöht das Risiko für Osteoporose. Zudem kann die Fruchtbarkeit der Frau nach dem Absetzen der Spritze für lange Zeit beeinträchtigt sein.
- Pearl-Index 0,2–1,4
5. Hormonspirale
- Funktionsweise Die Hormonspirale ist ein kleines, T-förmiges Gerät aus Kunststoff. Sie gibt kontinuierlich Gestagen in die Gebärmutter ab.
- Anwendung Die Hormonspirale wird vom Frauenarzt in die Gebärmutterhöhle eingesetzt, meist während der Regel, weil dann der Gebärmutterhals geweitet ist. Die Hormonspirale ist etwa 3 bis 5 Jahre lang wirksam. Die Entfernung erfolgt ebenfalls beim Arzt.
- Vorteile Anwendungsfehler sind mit der Hormonspirale praktisch nicht möglich. Zudem ist die Trägerin für eine lange Zeit sehr zuverlässig vor einer ungewollten Schwangerschaft geschützt, und das östrogenfrei. Nach der Entfernung der Hormonspirale ist eine Schwangerschaft meist schnell wieder möglich.
- Nachteile Beim Einsetzen kann es zu einer Beschädigung der Gebärmutter kommen. Selten, aber nicht unmöglich ist das Herausfallen der Hormonspirale. Am ehesten geschieht dies kurz nach dem Einsetzen, entweder während der Menstruation oder nach einer Geburt. Darüber hinaus können unregelmäßige Blutungen sowie Bauch- oder Beckenschmerzen auftreten.
- Pearl-Index 0,16
6. Kupferspirale (hormonfrei)
- Funktionsweise Die Kupferspirale besteht aus Kunststoff und Kupfer. Sie kommt ganz ohne Hormone aus: Das Kupfer nimmt den Samenzellen ihre Beweglichkeit bzw. sorgt dafür, dass sich eine befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter einnisten kann.
- Anwendung Wie die Hormonspirale wird auch die Kupferspirale in einem sterilen Umfeld vom Frauenarzt in die Gebärmutter eingesetzt und später wieder entfernt. Die Tragedauer einer Kupferspirale beträgt zwischen 3 und 5 Jahren.
- Vorteile Da die Kupferspirale keine Hormone enthält, wird der natürliche Zyklus der Frau nicht beeinträchtigt. Die Kupferspirale kann über mehrere Jahre getragen werden und zählt zu den zuverlässigsten Verhütungsmethoden. Nach ihrer Entfernung kann es schnell zu einer Schwangerschaft kommen.
- Nachteile Die Nachteile sind die gleichen wie bei der Hormonspirale. Zudem können starke, lang anhaltende und schmerzhafte Monatsblutungen auftreten.
- Pearl-Index 0,3–0,8
Nicht empfehlenswert: Unsichere Alternativen zur Pille
Neben den 6 oben genannten Verhütungsmitteln gibt es noch weitere Tools für Frauen, die eine Schwangerschaft verhindern wollen. Wir nennen sie hier der Vollständigkeit halber, sagen dir jedoch ganz klar, dass sie deutlich weniger zuverlässig sind als beispielsweise die Pille. Außerdem sind sie recht umständlich in der Anwendung.
- Femidom („Kondom für die Frau“), Pearl-Index 5–25
- Diaphragma, Pearl-Index 1–20
- Portiokappe, Pearl-Index 6
- Verhütungscreme, Pearl-Index 3–21
- Verhütungszäpfchen, Pearl-Index 6–21
Und was ist mit Verhütungsmitteln für Männer? Kondome (Pearl-Index 2–12) und Sterilisation (Pearl-Index 0,1) sind nach wie vor die einzigen Wege, wie Männer aktiv verhüten können. Auf den Coitus interruptus, also das Zurückziehen des Penis aus der Scheide kurz vor dem Samenerguss, sollten sich Frauen nicht einlassen – diese Methode hat einen Pearl-Index von 4–18.
Deine Verhütungsmethode = Deine Entscheidung
Welche Verhütungsmethode für dich die beste ist, solltest du in Absprache mit deinem Frauenarzt selbst entscheiden. Wenn du konkrete Fragen hast, welche Verhütungsmittel für dich geeignet sind, kannst du auch per Video mit einem Arzt bei Kry sprechen. Außerdem stellen unsere Ärzte Folgerezepte für bestehende Pillenverschreibungen aus.