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PSYCHE UND KÖRPER

Wechseljahre und Psyche: Häufige Fragen

Letzte Aktualisierung:
Wechseljahre und psychische Gesundheit
Welche psychischen Probleme treten in der Perimenopause und den Wechseljahren auf – und was können betroffene Frauen tun, wenn es Ihnen nicht gut geht? Gynäkologin Dr. Elisabeth Rosén beantwortet die häufigsten Fragen.

„Die Wechseljahre waren schon immer einschneidend für Betroffene. Doch wie viele andere Gesundheitsprobleme bei Frauen wurden sie bisher kaum beachtet und zu wenig erforscht. Erst jetzt sind Wechseljahresbeschwerden ein anerkanntes Phänomen", sagt Dr. Elisabeth Rosén, die auf Gynäkologie und Geburtshilfe spezialisiert ist.

„Psychische Probleme während der Perimenopause und der Menopause sind so weit verbreitet, dass einige Forschende einen neuen Begriff vorgeschlagen haben, um sie zu beschreiben: Menopausensyndrom (engl. Menopause Distress)". Die Symptome werden als deutlich und anhaltend beschrieben, unterscheiden sich jedoch ausreichend von anderen depressiven Diagnosen, um eine eigene Bezeichnung zu rechtfertigen.

„Sehr viele Frauen erleben während der Wechseljahre eine Art von psychischer Beeinträchtigung”, says Dr Rosén. „Die gute Nachricht ist aber, dass diese Symptome in der Regel verschwinden, wenn sich der Körper an den neuen Hormonspiegel gewöhnt hat.” Außerdem gibt es Vieles, was du tun kannst, um Wechseljahresbeschwerden zu lindern.

Ab wann beginnen die Wechseljahre?

Der Fachbegriff für die Wechseljahre lautet Menopause (aus dem Griechischen „meno“ für Monat und „pausis“ für „Ende“) oder Klimakterium. Die Zeit um die letzte Regelblutung herum nennt man auch Perimenopause.

Die Menopause tritt ein, wenn du seit 12 Monaten keine Regelblutung mehr hattest. Das Durchschnittsalter der Menopause liegt bei 51 Jahren. „Die Perimenopause ist die Zeit vor und um die Menopause herum. Sie beginnt im Durchschnitt 4 Jahre vor der Menopause, kann aber auch länger dauern", erklärt Dr. Rosén.

In den Wechseljahren stellen die Eierstöcke ihre Tätigkeit ein und bilden damit auch immer weniger weibliche Geschlechtshormone: Östrogen und Progesteron.

„Die ersten Anzeichen für das Einsetzen der Perimenopause ist eine Veränderung der Periode – anfangs werden die Zyklen kürzer, darauf folgen oft unregelmäßige und besonders starke Blutungen“, erläutert Frau Dr. Rosén. Folgende Beschwerden werden oft mit einem verminderten Östrogenspiegel in Verbindung gebracht:

Wie wirken sich Perimenopause und Menopause auf die Psyche aus?

Der genaue Zusammenhang zwischen Perimenopause und psychischem Stress ist noch nicht geklärt. „Wir wissen, dass hormonelle Schwankungen und wechselnde Östrogenspiegel die Neurotransmitter des Gehirns beeinflussen und mit ihnen interagieren können, was sich wiederum auf unsere Stimmung auswirkt“, sagt Dr. Rosén.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie sich hormonelle Veränderungen auf die Psyche auswirken können:

  • Niedriger Östrogenspiegel

„Östrogen wirkt sich auf die Stimmung aus, weil es den Serotoninspiegel im Gehirn beeinflusst. Serotonin ist ein Hormon, das die Stimmung stabilisiert und Glück und Wohlbefinden fördert“, erklärt Dr. Rosén. Wenn der Östrogenspiegel sinkt, sinkt auch der Serotoninspiegel, was erklärt, warum man sich empfindlicher als sonst, niedergeschlagen oder sogar deprimiert fühlen kann.

Der Hormonspiegel sinkt dabei nicht stetig, sondern kann kräftig auf- und abpendeln, was wiederum die psychischen Probleme verstärken kann. Sobald sich der Körper an den neuen Hormonspiegel gewöhnt hat, stabilisiert sich die Stimmung in der Regel, um sich dann beim nächsten Östrogenabfall plötzlich wieder zu verschlechtern.

  • Niedriger Progesteronspiegel

Das andere weibliche Sexualhormon, das Progesteron, hat eine beruhigende Wirkung. „Ein sinkender Progesteronspiegel kann zu Schlafproblemen, schlechter Laune, Reizbarkeit und Angstzuständen führen“, sagt Dr. Rosén.

Zusätzlich zu den Auswirkungen der hormonellen Veränderungen stellen viele Frauen fest, dass sich die körperlichen Symptome der Wechseljahre auch negativ auf ihre Stimmung auswirken. Starke Wechseljahrsbeschwerden können das Wohlbefinden sehr beeinträchtigen und die Betroffenen verunsichern. „Dazu gehören etwa plötzliche Hitzewallungen und Schlafstörungen. Häufig kann man den Sex nicht mehr in gleichem Maße genießen und muss sich beispielsweise an ein neues Gewicht gewöhnen“, erläutert Frau Dr. Rosén.

Immer mehr Forschungsergebnisse deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen vasomotorischen Symptomen – vor allem nächtlichen Schweißausbrüchen und Hitzewallungen – und Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten und der Gehirnfunktion in den Wechseljahren hin. Möglicherweise kann die Behandlung dieser körperlichen Symptome auch einige der kognitiven Schwierigkeiten lindern.

Welche psychischen Beschwerden treten in den Wechseljahren auf?

Angstzustände, Stimmungsschwankungen und depressive Symptome sind häufige Probleme in dieser Zeit. Die Beschwerden können sehr ausgeprägt sein und scheinen oft aus heiterem Himmel aufzutauchen. Das kann den Umgang damit erschweren“, erläutert Frau Dr. Rosén.

Östrogen wirkt sich nicht nur auf den Serotoninspiegel aus, sondern kann auch unsere kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen. In der Perimenopause kommt es daher häufig zu den folgenden Beschwerden:

  • Vergesslichkeit
  • Gehirnnebel („Watte im Kopf“)
  • geistige Erschöpfung
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Die genannten Faktoren führen zu Frustrationen, die sich negativ auf die Stimmung auswirken können.

Die Wahrscheinlichkeit, in der Perimenopause depressiv zu werden, ist 2- bis 5-mal höher als in den Jahren davor. Für manche Frauen kann emotionale Erschöpfung die Bewältigung alltäglicher Aufgaben erschweren.

Wie wirken sich die Wechseljahre auf den Schlaf aus?

„Viele Frauen in der Perimenopause leiden unter Schlafproblemen – auch solche, die vorher noch nie Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen hatten“, sagt Dr. Rosén.

Veränderungen des Östrogen- und Progesteronspiegels wirken sich auf andere Hormone aus, die für die Regulierung der Körpertemperatur verantwortlich sind, was zu starkem nächtlichem Schwitzen führen kann. Die Hormonveränderungen selbst sowie Angstzustände können auch zu Schlafstörungen führen.

Wechseljahresbeschwerden lassen sich jedoch behandeln und häufig auch lindern. Dies kann nicht nur den Schlaf verbessern, sondern auch psychischen Erkrankungen vorbeugen, zu denen langfristige Schlaflosigkeit beitragen kann.

Gibt es Risikofaktoren für psychische Probleme in den Wechseljahren?

Die Lebensmitte ist eine Zeit, in der viele von uns durch lebensverändernde Erfahrungen und Ereignisse gehen. Die Wechseljahre fallen zudem zeitlich mit einer Lebensphase zusammen, in der auch allgemeine Folgen des Älterwerdens spürbar werden. Stressfaktoren und gesundheitliche Probleme können zu psychischen Problemen beitragen. Darüber hinaus sind Menschen, die schon einmal eine Depression erlebt haben, während der Perimenopause einem höheren Risiko ausgesetzt.

Was hilft bei psychischen Wechseljahresbeschwerden?

Für alle, denen mit der hormonellen Umstellung nicht gut geht, gibt es erprobte Tipps und medizinische Hilfe. Dr. Rosén rät zu Folgendem:

  1. Informiere dich über die Wechseljahre, damit du die Symptome erkennen kannst und weißt, was auf dich zukommt.
  2. Versuche, die psychischen Herausforderungen zu akzeptieren und zu bewältigen - lass deine Emotionen zu und versuche gleichzeitig, gelassener zu werden.
  3. Erkenne Situationen, die negative Gefühle auslösen, und versuche, diese zu vermeiden.
  4. Lass es in dieser Lebensphase etwas langsamer angehen. Probleme in den Wechseljahren sind in der Regel schwerer zu bewältigen, wenn du gestresst bist.
  5. Achte auf ausreichend Bewegung. Forschungsstudien zeigen, dass sich körperliche Aktivität in der Perimenopause sowohl auf die körperliche als auch auf die geistige Gesundheit positiv auswirkt. Außerdem setzt die sportliche Betätigung Endorphine und andere Wohlfühlhormone frei.
  6. Achte auf eine ausgewogene Ernährung.
  7. Atem-, Yoga-Übungen und Meditation können helfen, im Alltag bewusst zu entspannen.
  8. Guter Schlaf beeinflusst deine Gesundheit. Achte daher auf eine gute Schlafroutine und halte das Schlafzimmer kühl. Auf diese Weise kannst du deinen Schlaf positiv beeinflussen.
  9. Es kann auch hilfreich sein, offen über das eigene Befinden zu sprechen. Die Wechseljahre sollten kein Tabuthema sein. Sage deiner Familie und deinen Freund:innen, wie es dir geht – sie können in schwierigen Zeiten eine große Stütze sein.

Brauche ich vielleicht professionelle Hilfe?

Wenn sich deine Beschwerden durch Veränderungen im Alltag nicht bessern, solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Depressive Symptome sind in der Perimenopause sehr häufig. Eine Ärztin oder ein Arzt kann dich über die verschiedenen Möglichkeiten und Hilfsangebote beraten (z.B. Gesprächstherapie, Antidepressiva, Hormonersatztherapie). Für viele Betroffene ist ein kombinierter Ansatz am besten.

Die psychischen Probleme lassen in der Regel nach und verschwinden schließlich, wenn sich der Körper an den neuen Östrogenspiegel angepasst hat.

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